Zwischen Me(h)er und Stadt
Zwischen Meer und Stadt kann ich mich oft nicht entscheiden. Hamburg was machst du mit mir? So groß, so menschenvoll und doch so menschenleer. Anonym am Meer und in der Stadt. Jede(r) für sich.
Ich bin süchtig. Süchtig nach Tiefgang, schönem Menschenklang, frischem Fischfang und Naturgesang. Abflug und Absturz - wir sind süchtig. Grad noch in der Stadt aufm Rave gewesen, zwischen Menschen am Tanzen, die ich nicht kenne und auch nie kennenlerne werde, jetzt am Meer zwischen Winden und Wellenrauschen, morgen Abend werd ich wieder Sirenen, Autos und Nachbarn lauschen. Ruheorte in der Großstadt sind schwer auffindbar, alles liegt so nah, Luft ist niemals glasklar und da wo ich gestern war, ist das was in Vergangenheit geschah. Hey ihr wollt doch auch alle in die gleiche Richtung. Wieso nicht mal nett anlächeln, nett grüßen, hilfsbereit sein - für Groß und Klein, mehr miteinander statt voneinander weg. Mehr Rettung a la Menschenverkettung, die sich für gleiches einsetzt. Nicht nur oberflächlich oder nebensächlich, sondern gründlich und menschlich. Zu viele toxische und hedonistische Lebensgewohnheiten, weil sich viele nicht selbst anschauen, nur auf die "Fehler" der anderen rumkauen, andere Leben in Anwesenheit betreuen und sich selbst gar nicht mehr vertrauen. Zu wenig Individualität wegen Algorithmen, Social Media und Ignoranz vor dem Selbst, welches du oft nur noch verstellst, und dann trotzdem nicht gefällst und am Ende in stiller Verzweiflung verwelkst. Zwischen Tatendrang und Alltagszwang fühlst du dich oftmals nur noch Stressgefangen und hast Liebesverlangen, weil dir zwischen Job und Job und Job und Job zu wenig Zeit bleibt, dich zu fragen, was dir selber gut tut. Dein Ich, das niemals ruht, voller Wehmut, Glut und Blut. Nächste Woche arbeite ich nur 50 Stunden. Das habe ich mir vorgenommen. Völlig benommen sagst du wieder den Geburtstag deines besten Freundes ab, weil dich dein Chef sonst satt hat. Um zu vergessen konsumierst du, nicht nur am Wochenende, sondern schon mehrmals unter der Woche... ist ja nur ein Bier, oder zwei. Voller tiefem Ich-Verlangen gleicht alles dem anderen, zwischen Montag und Sonntag gibt es viele Wechselbadstimmungsstunden, zwischen Tatendrang und Ausgehzwang fangen wir mit zu Hause bleiben an und zwischen Zukunft und Planen kommt ein Hinterfragen der Dinge zur Vorschau. Innerer Frieden wird friedlich in einem selber generiert und Sonne, Mond und Sterne bleiben für immer unsortiert. Alles ist vergänglich. Du, ich, einfach alles. Jede Phase, in der du steckst auch. Lerne zu akzeptieren und anzunehmen. Vor lauter negativen Geschehnissen und Einflüssen vergessen wir hierbei auch auf das Positive zu schauen. Vor lauter Stress vergessen wir zu essen, beinahe zu atmen. Wir vergessen dabei uns auf das Wesentliche zu berufen und wollen immer mehr. Und so sitz ich hier, mit Stift und Papier und alles was ich zu Wort bringe, kennt ihr eigentlich schon. Alles was ich fühle, kennt ihr wohl auch schon - nur eben in einer anderen Realität. Und so geh ich lieber zurück ans Meer, den das mag ich sehr. Die Sonne lacht mir ins Gesicht, mehr brauche ich nicht. Wie soll man lernen seinen Körper und Geist zu verstehen, wenn doch alle Drumherum einfach zum Schein normal voran gehen? Manchmal brauchen wir Zeit, um uns zu verstehen oder wir sind einfach noch nicht bereit diesen Weg zu gehen.
